Mitarbeitende und sich selbst (gesund) halten

Fachinformation - geschrieben am 31.01.2025 - 09:54
eine Person mit roten Schuhen läuft eine blaue Metalltreppe hinauf

Vorhaben, die emotional wichtig sind, versprechen den höchsten Erfolg

Gestiegene Arbeitsunfähigkeitstage1 und anhaltender Fachpersonalmangel sind bekannte Erschwernisse für gelingendes Betriebliches Gesundheitsmanagement (BGM) in sozialen Organisationen. Die Versorgung der Klientel darf nicht gefährdet werden. Gibt es einen Ausweg aus dem Dilemma, dass Mitarbeitende Mehrarbeit leisten, um die fehlende Arbeitskraft der Kolleg*innen aufzufangen – und dann häufig selbst erkranken? Die Finanzierungsmodelle sind knapp bemessen. Es kann nur mit den Ressourcen gearbeitet werden, die es gibt. Die Grenzen der Planbarkeit und des Optimismus sind schnell erreicht.

Was Sinn und Motivation stiftet und Energie freisetzt

Wenden wir uns zunächst den Mitarbeitenden zu. Zahlreiche Untersuchungen werten Daten aus zu Fragen wie: Was schafft Zufriedenheit und Motivation am Arbeitsplatz? Welche Benefits stärken Mitarbeitendenbindung? Wiederkehrend geht es im Ergebnis um Sicherheit, Wertschätzung, Mitgestaltungsmöglichkeiten, Fairness und Transparenz (u.a. das SCARF-Modell, Neuroleadership). Der kollegiale Zusammenhalt hat ebenfalls einen hohen Wert, und nicht zuletzt sinnstiftende Arbeitsinhalte, in die jede*r mit Eigenverantwortung ihren*seinen Teil zum Ganzen einbringt.

(IU-Studie 2024)

Leben wir das, was uns leitet und strukturiert?

Werfen wir einen Blick auf die eigene Organisationskultur: Welche Normen, Werte, Einstellungen herrschen vor? Worin schlagen sie sich nieder? Wie transparent, wertschätzend und respektvoll wird kommuniziert? Am Modell des Hauses der Arbeitsfähigkeit von Ilmarinen2 wird deutlich, dass und wie diese Faktoren zusammenspielen und Tragfähigkeit herstellen, selbst wenn es mal an einer Stelle „bröckelt“. Darum ist es eine Kunst, ein solches Betriebsklima für alle (!) herzustellen. In Organisationen gibt es Führungsleitlinien, Betriebsvereinbarungen zum kollegialen Verhalten, werden Vereinbarungen getroffen zur Inklusion und Antidiskriminierung. Diese schaffen eine Basis für Qualität und Orientierung in der Haltung. Im Zentrum steht dann das „Ins-Leben-bringen“, eine besondere Herausforderung. Alle wollen es und sehen es als wichtig an, und doch fällt es teilweise sehr schwer, vor allem unter Druck, oder weil eigene Bewertungsmuster oder Ansprüche im Wege stehen.

Die verbliebenen Beschäftigten müssen im Betrieb gehalten werden. Vor allem muss man sie gesund erhalten. Man kann es sich nicht leisten, dass ihre Verfügbarkeit auf Grund eines Krankenstandes von zehn Prozent sich weiter reduziert oder sie in Präsentismus arbeiten. Wenn die Betriebe weiterwachsen wollen, sind die Beschäftigten ein knappes Gut, das nicht noch knapper werden darf.

  • Frau Professorin Dr. Jutta Rump, Hochschule für Wirtschaft und Gesellschaft Ludwigshafen

Smarte Ziele formulieren und Zuständigkeiten teilen

Wie kann ich diese Prozesse gut führen, und selbst gesund bleiben? Um erste konkrete Schritte zur Stabilisierung oder Veränderung zu gehen, ist es sinnvoll sich auf einen Teil der Unternehmenskultur zu konzentrieren, z. B. die Einarbeitung oder familienfreundliche Angebote. Nach dem Züricher Ressourcenmodell3 versprechen die Vorhaben, die einem emotional wichtig sind, den höchsten Erfolg. Prioritäten setzen, mit eigener Begeisterung anstecken und sich fokussieren. Smarte Ziele formulieren und Zuständigkeiten teilen. Studien zeigen, dass positiv veränderte Perspektiven viel mehr Kraft haben als die Gegenwart.4 Nutzen wir sie!

… der EY Jobstudie (1555 TN*) 2023 erleben ihre Arbeit als Beitrag zum Unternehmenserfolg, besonders bei partizipativem Führungsstil.

Autorin: Anne Lubinski

Fachreferentin für Gesundheitsmanagement und Prävention

 

Beitrag aus ParitätInform 4/2024

 

1 Gesundheitsreport der DAK, 2023, www.dak.de
2 https://arbeitsfaehigkeit.org/arbeitsfaehigkeit/haus-arbeitsfaehigkeit/
3 Maja Storch, Frank Krause: Selbstmanagement – ressourcenorientiert, Bern 2017
4 Martin E. Seligman: Homo Prospectus, Oxford 2016

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