Nicht nur Zuschauer sein

Der Verein Coexist versteht sich als Plattform für Menschen verschiedener Herkunft, um Ideen einzubringen und die Gesellschaft weiterzubringen.

Auch im Remstal, wo sie lebt, engagiert sich Jwanita Khatib-Saleh in Sachen Vielfalt und Integration, zudem im Integrationsbeirat Baden-Württemberg. Integration sei keine Einbahnstraße, so die zertifizierte Empowerment Trainerin, Krankenhausseelsorgerin und hauptberufliche Regionalkoordinatorin. „Den kulturellen Reichtum des jeweils anderen wertschätzen, er bereichert. Nur wenn alle die Perspektive der eigenen Lebensrealität gewaltfrei einbringen, man sich gegenseitig versteht, können wir die Ge- sellschaft gemeinsam voranbringen.“

So öffnete sich Coexist, das zunächst für Musliminnen und Muslime gedacht war, schnell für Menschen aller Nationen. Nun hat der Verein 15 Mitarbeitende von 19 bis 30 Jahren, darunter drei Männer: Mohamed Saleh, Naeem Ahmed Sheikh und Devran Dogan. Letzterer gibt etwa an

„Echt schöne Farbe!“, begeistert streicht Dünya über den Stoff des Kleides, das auf der Kleiderstange hängt. „Steht dir“, nickt Marie. Die Freundinnen haben sich an diesem Freitag im Hof hinter dem Begegnungsraum an der Universität Stuttgart eingefunden, wie viele andere Frauen und einige Männer. Zum Kleidertausch, den die Macher*innen des Vereins Coexist mit Adelheid Schulz, Regisseurin und Gründerin des Theaters Prekariat, coronakonform organisiert haben – nach der Idee von Future Fashion-Aktivistin Amelie Sternhagel. Um „das Bewusstsein für Nachhaltigkeit in der Mode“ zu wecken, sagt Schulz. Sie will mit „guten Ideen unterschiedlichste Menschen zusammenbringen“. Und Coexist-Mitglied Lejla betont: „Umweltgedanke und Austausch, super!“

Integration ist keine Einbahnstraße

Jwanita Khatib-Saleh, Vorsitzende und Koordinatorin des Vereins Coexist, ergänzt: „Wir beteiligen uns an vielen Aktionen, kooperieren mit örtlichen Vereinen und Initiativen.“ Die 41-Jährige gründete 2017 die „Plattform für verschiedene Lebensrealitäten“ in Stuttgart mit dem Ziel: Menschen unterschiedlicher Herkunft und Hintergründe sollen sich und ihre Ideen gesellschaftlich einbringen können, eigene Ressourcen entdecken und netzwerken. „Nicht nur Zuschauer sein! Statt übereinander sollen Menschen miteinander reden, sich aktiv beteiligen, damit sich keine Parallelgesellschaften bilden.“

Berufsschulen Empowerment-Kurse für Jungs. Da geht es unter anderem um Gefühle und Empathie. Fatima Radi und Jasmin Saleh schaffen wiederum für Mädchen und Frauen sichere Räume, in denen sie „über alles sprechen“ können. Das reicht von Workshops wie „Mein Zyklus, meine Kraft bis zu berufsorientierten Themen“, beschreiben sie. Angeboten würden auch gemischte Kurse.

Kampagnen und öffentliche Gesprächsrunden

Jwanita Khatib-Saleh erläutert die vier Säulen von Coexist. Neben dem Empowerment von Jugendlichen durch Jugend-Talks und Wissensspiele wie „Zum Verwechseln ähnlich“, baut der Verein auf Kampagnen gegen Vorurteile und Diskriminierung wie „Vielfalt bereichert“ und öffentliche Gesprächsrunden wie „Baut Brücken, keine Mauern“. Auch an größeren Veranstaltungen nehmen sie teil wie

„0711-Menschenrechte“, „Festival der Kulturen“ und mehr. Und der Kleidertausch? „Ein voller Erfolg!“, so Lejla und Jwanita. „Der Begegnungsraum hat seinem Namen alle Ehre gemacht.“

Jwanita Khatib-Saleh
Vorsitzende und Koordinatorin
Coexist Stuttgart
jwanitacoexistev@t-online.de 

 

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