„Mediensucht bei Kindern und Jugendlichen“: Dies war das Thema einer Online-Veranstaltung des Kreisverbands Schwarzwald-Baar am 17.02.2022. Die Veranstaltung, die von der Leiterin der Regionalgeschäftsstelle Schwarzwald-Baar-Heuberg, Cornelia Graf, organsiert wurde, fand mit 27 Teilnehmer*innen eine erfreuliche Resonanz. Die Begrüßung übernahm Kreisvorstand Alfred Zahn.
12-19-Jährige nutzen ihr Smartphone 241 Minuten täglich, bei Kindern ist es mittlerweile das beliebteste allein genutzte Spielzeug, und die Corona-Pandemie hat diese Entwicklung noch verschärft. Mit diesen Fakten stimmte die Referentin Pia Wenzler (Fachstelle Sucht Villingen-Schwenningen des bwlv) auf das Thema ein. Geräte im Kinderzimmer erhöhen die Nutzungsdauer und das Risiko für den Konsum ungeeigneter Inhalte, vor allem, weil die Kontrolle der Eltern fehlt. Digitales Spielen ist schon bei den 6-13-Jährigen sehr beliebt (60 %) und die Nutzung nimmt im Altersverlauf deutlich zu. Auch hier wird vorwiegend das Smartphone benutzt.
Wann jedoch wird das Nutzungsverhalten zum Problem? Wenn die Kinder in den „Kompensatorischen Stresskreislauf“ geraten: Oft werde bei unangenehmen Gefühlen und Stress der Medienkonsum erhöht, der wiederum angenehme Erfahrungen und positive Gefühle auslöse, so dass die Nutzung gesteigert werde. Bis zur Vernachlässigung von wichtigen Aufgaben sei es dann oft nicht weit. Mittlerweile sei Medienabhängigkeit eine anerkannte Krankheit, die bei Kinder und Jugendlichen häufig ein Symptom für innerfamiliäre Probleme sei. Erste Signale können eine Verringerung der sozialen Kontakte sein, der Anstieg der Nutzungsdauer, die Vernachlässigung anderer Freizeitaktivitäten oder schulische Probleme. Eine von der Referentin vorgestellte Checkliste kann einen ersten Überblick geben, ob eine Medienabhängigkeit vorliegt.
„Der wichtigste Ort für die Medienerziehung ist die Familie“, so Wenzler. Vorbildfunktion und klare Regeln seien dabei entscheidend. Auch ein Mediennutzungsvertrag, gemeinsam von Eltern und Kind erarbeitet, könne ein hilfreiches Instrument sein. Ganz besonders wichtig sei die Kontrolle, die altersspezifisch angepasst werden könne. Richtwerte zur Mediennutzung gebe es zwar, sie seien aber von Kind zu Kind unterschiedlich anzuwenden.
Den Fachkräften empfahl Wenzler, den Kindern und Jugendlichen die Gefahren der Mediennutzung bewusst zu machen und sie bei der Elternarbeit miteinzubeziehen. Medienkompetenz in der Familie und Erziehungskompetenz der Eltern seien entscheidende Faktoren, Kinder vor einer Sucht zu schützen. Andere wichtige Faktoren seien angemessener Umgang mit negativen Gefühlen und Stress, Problemlösefähigkeiten, soziale Kompetenzen, Kommunikationsfähigkeit und Resilienz.
Die Teilnehmenden waren sich einig, dass es eine gelungene Veranstaltung mit vielen wertvollen Tipps für ihre Arbeit gewesen sei.